Was ist die Lewinsche Formel?
Die Lewinsche Formel oder auch Verhaltensformel von Lewin wurde nach dem gleichnamigen Erfinder Kurt Lewin benannt. Der Sozialpsychologe Kurt Lewin gilt als einer der einflussreichsten Pioniere der Psychologie. Er gehört zu den Begründern der experimentellen Sozial- und Organisations-Psychologie sowie zu einem der bedeutendsten Köpfe der Gestalttherapie.
Mit der Feldtheorie versucht Kurt Lewin das Verhalten und Handeln von Menschen mit den auf ihn wirkenden Feld-Kräften zu erklären. Einfach ausgedrückt ist das Verhalten eines Menschen auf die konkrete Situation in der er sich befindet und den eigenen Merkmalen der Person zurückzuführen.
Die Verhaltensformel von Kurt Lewin
Der Sozialpsychologe Kurt Lewin beschreibt in seiner Verhaltensformel die Abhängigkeit eines gezeigten Verhaltens (V) eines Menschen von der Person (P) selbst und seinem Umfeld (U). Selbstverständlich stehen Person und Umfeld ebenfalls in direkter Wechselwirkung und Abhängigkeit zueinander.
Es ist leicht nachvollziehbar, dass unser eigenes Verhalten stark abhängig ist von der jeweiligen Situation in der wir uns befinden. Dennoch kann die Verhaltensformel von Lewin für mehr Klarheit über die entsprechenden Faktoren schaffen. Und mehr Wissen und Bewusstsein hilft hier besonders, um Verhaltensänderungen wahrscheinlicher zu machen.
Wofür steht Person (P) in der Lewin’schen Formel?
Grundsätzlich werden unter Person sämtliche Merkmale und Eigenschaften eines Menschen zusammengefasst. Dazu gehören zum Beispiel der Charakter, die Werte und Motive, die Interessen aber auch Erfahrungen, Glaubenssätze und Fähigkeiten. Je nachdem, wie einzelne Faktoren belegt und ausgeprägt sind, kann das gleiche Umfeld bei unterschiedlichen Menschen eine unterschiedliche Wahrnehmung und auch ein abweichendes Verhalten triggern. Das Buch „Jedership – Warum Führung alle etwas angeht“ hat unter anderem einen starken Fokus darauf, dass der Leser eben jene Faktoren für sich selbst benennen kann.
Wofür steht Umfeld (U) in der Lewin’schen Formel?
Unter Umfeld verstehen wir sämtliche Faktoren, die eine Situation beschreiben können. Das können physische Aspekte wie der Ort, die Zeit, das Wetter oder ähnliches sein oder aber auch abstrakte Dinge. Zu letzteren gehören zum Beispiel Regeln, Prozesse, Strukturen oder Aufgaben. All diese Faktoren haben einen direkten Einfluss auf unser Verhalten. Sehr offensichtlich wird es zum Beispiel für den Faktor Ort. Wahrscheinlich zeigen wir in der Kirche oder dem Friedhof ein gänzlich anderes Verhalten als im Supermarkt oder in einer Bar.
Ein wesentlicher Aspekt, der auch in Jedership immer wieder betont wird, ist, dass auch andere Menschen zum Umfeld gehören. Damit sind wir also selbst auch immer Bestandteil des Umfeldes für andere Menschen und können über unser Verhalten Einfluss auf das Verhalten von anderen Menschen ausüben.
Beispiele für die Anwendung der Lewinschen Formel
Möchten wir das Verhalten von anderen Menschen beeinflussen (eine Garantie für den Erfolg gibt es nicht), können wir lediglich auf das Umfeld direkt einwirken. Es ist nämlich schlicht nicht möglich, dass wir andere Menschen direkt verändern. Wir können aber die Wahrscheinlichkeit für eine Verhaltensänderung erhöhen, indem wir den Menschen verstehen und das Umfeld zielgerichtet anpassen. Das gilt übrigens auch für uns selbst.
Vermutlich kennst du die Methodik des stillen Arbeitens mit Post-its (U) in Brainstormings, Retrospektiven oder ähnlichen Situationen, in denen es auf den Input aller Beteiligten ankommt. Dieser Prozess mit seinen Regeln schafft ein Umfeld, in dem es auch eher zurückhaltenderen Menschen (P) möglich gemacht wird, die eigenen Gedanken zu externalisieren (V).
Ist es das Ziel, sportlicher zu Leben (V), kann es hilfreich sein die Sporttasche bereits gepackt vor die Tür zu stellen (U), damit der innere Schweinehund (P) keine Chance mehr hat.
Die Verhaltensformel von Lewin im Kontext von lateraler Führung
Nur wer versteht kann führen. Insbesondere, aber selbstverständlich nicht ausschließlich, in der lateralen Führung ist es unerlässlich, gute Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen. Das Ziel von Führung ist es im allgemeinen Handlungen zu orchestrieren und alle Anstrengungen auf ein gemeinsames Ziel auszurichten. Hierfür ist es sehr hilfreich, wenn Führungskräfte wissen, welche Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen. Diese Rahmenbedingungen stellen hier also das Umfeld für Kollegen und Mitarbeiter dar. Je besser die Person verstanden wird, desto passendere Rahmenbedingungen können geschaffen werden, um ein bestimmtes Verhalten wahrscheinlicher zu machen.