Das Konzept der lateralen Führung

Laterale Führung ist Führung ohne direkte Weisungsbefugnis und stellt damit den klassischen Führungsansatz sprichwörtlich auf den Kopf. 

Stell dir vor, du führst ein Team, nicht weil du der Boss, also der disziplinarische Vorgesetzte bist, sondern weil deine Ideen und dein Einfluss überzeugen. Hier zählt nicht der Rang, sondern das Miteinander. Du bist Teil des Teams und führst, indem du inspirierst und gemeinsame Ziele vorantreibst, ohne eine formelle Machtposition zu haben.

Was bedeutet laterale Führung?

Laterale Führung bedeutet „führen von der Seite“. Es ist führen ohne Vorgesetztenfunktion und beschreibt eine Art der Führung ohne direkte, disziplinarische Weisungsbefugnis. Laterale Führung findet unabhängig einer eventuellen formellen Hierarchie statt. Dabei steht die Kooperation einzelner Menschen außerhalb der Strukturen einer Hierarchie im Mittelpunkt der Betrachtung. Dies ermöglicht eine Führung auf Augenhöhe, jenseits traditioneller hierarchischer Strukturen.

Beim führen ohne Weisungsbefugnis steht die Zielerreichung im Fokus und nicht das Einhalten bestimmter hierarchischer Vorgaben.

Als Synonym für laterale Führung wird manchmal auch die Bezeichnung Peer-Leadership oder auch Führung auf Augenhöhe genutzt. Agile Leadership ist eine konkrete Ausprägung von lateraler Führung.

Unterschiede zwischen disziplinarischer und lateraler Führung

Die Unterschiede zwischen disziplinarischer und lateraler Führung liegen in der Art der Autorität, dem Führungsstil und der Hierarchie. Während disziplinarische Führung von oben nach unten erfolgt, setzt laterale Führung auf Augenhöhe, Verantwortung und informelle Autorität. Führung kann hierbei in alle Richtungen auch Abseits der klassischen Linien stattfinden.

Ein zentrales Merkmal ist die gleichberechtigte Zusammenarbeit auf Augenhöhe im Gegensatz zur hierarchischen Anordnung in disziplinarischen Strukturen.

Laterale Führungskräfte übernehmen Verantwortung und Einflussnahme, ohne über formelle Weisungsbefugnis zu verfügen, und agieren in flachen Hierarchien.

Das Delegieren von Aufgaben und die Führung ohne disziplinarische Macht sind zentrale Aspekte lateraler Führung.

Warum ist laterale Führung so wirkungsvoll?

Im Gegensatz zur traditionellen Führung, die von oben nach unten erfolgt, basiert die laterale Führung auf gegenseitigem Respekt und Kooperation. Das Besondere daran: Jeder kann Führungsverantwortung übernehmen, unabhängig von der Position im Unternehmen. Diese Art der Führung fördert eine offene, agile und flexible Arbeitskultur, die besonders in dynamischen und sich schnell verändernden Umfeldern Erfolg verspricht.

Instrumente der lateralen Führung

Um ohne formelle Autorität führen zu können, brauchst du ein gutes Gespür für Menschen, die Fähigkeit zu überzeugen und ein charismatisches Auftreten. Informelle Führungskompetenzen wie effektive Kommunikation, Delegation und Konfliktlösung stehen im Vordergrund. Es geht darum, das Team zu motivieren und gemeinsam Ziele zu erreichen, indem man auf persönliche Beziehungen und Überzeugungskraft setzt.

Förderung der Lateralen Führungskompetenz

Um in der lateralen Führung erfolgreich zu sein, ist eine kontinuierliche Weiterentwicklung unerlässlich. Schulungen und praktische Übungen, wie sie beispielsweise bei JEDERSHIP angeboten werden, sind Gold wert. Sie bereiten dich darauf vor, auch ohne disziplinarische Macht zu führen und die damit verbundenen Herausforderungen zu meistern.

Agile Methoden und Laterale Führung: Ein perfektes Match

Die immer wichtiger werdende Kooperation zwischen verschiedenen Teams und Abteilungen erfordert ein Aufbrechen der klassischen Linienorganisation und Organisationsstrukturen und damit auch des traditionellen Führungsverständnisses.

Agile Arbeitsweisen, wie Scrum oder Kanban, leben von verteilter Führung. In solchen Umgebungen kommt der lateralen Führung eine Schlüsselrolle zu. Jedes Teammitglied, vom Scrum Master bis zum Product Owner, übernimmt Führungsaufgaben und trägt so zur Leistung des Teams bei.

Jede dieser agilen Rollen hat spezifische Aufgaben und Verantwortlichkeiten, die zur Gesamtleistung des Teams beitragen. Und da das auch Führungsaufgaben einschließt, hat jede Rolle eben auch eine agile Führungsrolle in sich.

Herausforderungen der lateralen Führung meistern

Laterale Führung kommt nicht ohne ihre Herausforderungen. Vertrauen aufbauen, offen kommunizieren und Konsens finden, sind essenziell, genauso wie das Hinterfragen von traditionellen Autoritätsvorstellungen. Konflikte zu lösen und Mitarbeiter zu motivieren, erfordert Geschick und Sensibilität, da man ohne formelle Macht agiert.

Die für eine laterale Führungsrolle nötigen Skills können gelernt werden. Nein! Sie sollten gelernt werden. Und da in unseren Komplexen Organisationen früher oder später fast alle Mitarbeitenden in eine mindestens laterale Führungsrolle kommen, ist es nur logisch, dass auch alle lernen, was es bedeutet, lateral zu führen und wie das ganz konkret funktioniert.

Das Ausüben von Einfluss und Autorität ohne formelle Weisungsbefugnis erfordert Überzeugungskraft und Führungskompetenz. Die Bewältigung von Konflikten erfordert Sensibilität, Kommunikation und die Fähigkeit zur Konfliktlösung ohne formelle Autorität. Die Motivation von Mitarbeitern und die Einflussnahme in lateralen Führungsrollen erfolgen durch überzeugende Kommunikation und Vorbildfunktion.

Die professionelle Führung ohne fachliche Autorität erfordert Fachwissen, Leadership und die Fähigkeit zur effektiven Koordination.

Der Weg zum lateralen Führen

Um in der Welt der lateralen Führung erfolgreich zu sein, musst du bereit sein, ständig zu lernen und dich weiterzuentwickeln. Es geht darum, Einfluss zu nehmen, ohne auf formelle Macht zurückzugreifen, und eine Kultur der Zusammenarbeit zu fördern. In meinem Buch „Jedership – Warum Führung alle etwas angeht“ findest du zahlreiche praktische Tipps und Tools, die dir auf diesem Weg helfen können.